Jom Kippur – Der Versöhnungstag   (26. September)

Die 10 Tage zwischen dem letzten Fest des Schofarblasens und dem kommenden Versöhnungstag werden die „Tage der Busse“ oder „die Tage der Ehrfurcht“ genannt. In dieser Zeit prüft der Jude sein Leben und hofft, am Versöhnungstag von Gott für ein weiteres Jahr ins „Buch des Lebens“ eingeschrieben zu werden, denn an diesem Tag erfolgt die Sühnung für die Sünden des vergangenen Jahres. Kippur kommt vom hebräischen Wort kafar, was soviel wie „sühnen“, ursprünglich aber „bedecken, zudecken, verhüllen“ bedeutet, d.h. an diesem Tag werden die Sünden des letzten Jahres bedeckt durch das Blutopfer eines unschuldigen Tieres (3. Mo. 17,11).
„Am Zehnten dieses siebten Monats, da ist der Versöhnungstag. Eine heilige Versammlung soll er für euch sein, und ihr sollt euch selbst demütigen und sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen. Und keinerlei Arbeit dürft ihr tun an ebendiesem Tag; denn es ist der Versöhnungstag, um Sühnung für euch zu erwirken vor dem HERRN, eurem Gott. Denn jede Person, die sich nicht demütigt an ebendiesem Tag, die soll ausgerottet werden aus ihren Völkern. Und jede Person, die irgendeine Arbeit tut an ebendiesem Tag, ebendiese Person (Seele) werde ich umkommen lassen aus der Mitte ihres Volkes…“ (3. Mose 23, 27-32).

Der Gottesdienst im Alten Bund am Versöhnungstag
Von morgens bis abends fand an diesem bedeutungsvollen Tag der Gottesdienst mit all seinen Opfern und Handlungen im Tempel statt. Es war ein ganz besonderer Tag und der Einzige des Jahres, an dem es dem Hohepriester erlaubt war, das Allerheiligste im Tempel zu betreten. Dazu trug er – anstelle der üblichen farbigen Kleider – weisse, gold verzierte Leinenkleider. Dieses Leinengewand trug er nur an diesem einen Tag und später nie mehr. Das purpurfarbene Oberkleid säumten goldene Glöcklein, damit das Volk seine Schritte hören konnte. Über dem Oberkleid trug er ein goldenes Brustschild mit 12 Edelsteinen, die die 12 Stämme repräsentierten, die der Hohepriester „auf seinem Herzen trug“ und als deren Vertreter er vor dem lebendigen Gott stand.
Das ganze Volk war aufgefordert sich zu demütigen, was allgemein fasten bedeutete, ferner Busse zu tun und keinerlei Arbeit zu verrichten. Die Menschen standen im Vorhof des Tempels, um all die Geschehnisse – und vor allem den Hohepriester – gespannt zu beobachten, denn von der Richtigkeit seiner Handlungen hing die Bedeckung von Israels Schuld ab.
Wenn am Morgen des Jom Kippur die Sonne aufging, begleiteten Priester den Hohepriester zum Waschbecken, wo er an diesem Tag ganz untertauchte und seine Leinenkleider anzog. Später legte er seine beiden Hände auf den Kopf eines Jungstieres zum Zeichen seiner Identifikation mit dem Tier als Ersatz für ihn und im weiteren Verlauf der Zeremonie auch für die Priester, und bekannte seine und ihre Sünden. Danach wurde der Stier geschlachtet und sein Blut im Allerheiligsten siebenmal an die Bundeslade gesprengt.
Dazwischen nahm er eine goldene Feuerpfanne, füllte sie mit glühenden Kohlen vom Altar, nahm Räucherwerk mit und ging durch den dicken Vorhang ins Allerheiligste. Dort streute er es auf die Kohlen und wartete, bis der Duft den Raum erfüllte.
Auf der Ostseite des Altars erwarteten ihn dann zwei Ziegenböcke von gleicher Grösse, Farbe und Wert. Zusammen waren sie aber ein Opfer. Das Los genannt „für JHWH“ traf den einen als Sündopfer, mit dessen Blut ebenfalls die Bundeslade besprengt wurde; dem anderen, genannt „für Asasel“, legte der Hohepriester seine Hände auf den Kopf und bekannte die Sünden des Volkes über ihm. Danach führte ein Priester den Sündenbock durch das Osttor weit in die Wüste hinaus, damit niemand ihn je wiedersähe!

Der Alte Bund
Das ganze Geschehen von Jom Kippur zeigt eindrücklich, dass Schuld in Gottes Augen nur mit Blut getilgt werden kann. Trotzdem ist die Schuld im Alten Bund nur „bedeckt“ und die Opfer müssen immer wieder erneuert werden. So ist der Alte Bund erst ein „Schatten“ auf das Zukünftige.
Obwohl Israel als Nation die Erfüllung dieses Tages noch nicht versteht, weil es als Nation noch nicht in den Neuen Bund eingetreten ist, ist dieser Tag der heiligste des Jahres und hat bis heute grossen Einfluss auf das ganze Volk, die Kultur und den Gottesdienst. An diesem Tag steht bis heute in ganz Israel „das Leben“ still. Es fährt kein Auto, kein Zug, die Läden sind geschlossen, es gibt kein Fernsehprogramm… Viele fasten und die Synagogen sind voll.

Die prophetische Erfüllung
Wenn der Messias wiederkommt, wird Israel auf den schauen, den es durchbohrt hat (Sach. 12,10), Busse tun und umkehren. Die Sünden der Nation werden ausgelöscht werden und der HERR wird ihrer nie mehr gedenken! Dies wird die prophetische Erfüllung des Versöhnungstages für Israel sein.

Der neue Bund
Für uns Gläubige aus dem Neuen Bund liegt die grosse Bedeutung dieses Festes darin, dass wir die Genauigkeit und den „Aufwand“ sehen, den es brauchte, um die Schuld „nur“ zu bedecken. Was für ein unbeschreibliches Geschenk hat Gott uns gemacht, dass durch das Opfer von Jesu Leben ein für allemal alle Schuld vollkommen getilgt worden ist!
Beide Ziegenböcke sind ein Bild für Jesus. Der eine ist ein Bild für Ihn als das „geopferte Lamm Gottes“, der andere, „Asalel“, auf den die Schuld des Volkes gelegt wurde und der sie in die Wüste wegträgt, ist ein Bild für Jesus, der „die Sünde der Welt hinweg nimmt (Joh. 1,29) und „unsere Vergehen entfernt, so fern der Osten ist vom Westen“. (Ps. 103,12)

Das zweite wunderbare Geschenk Gottes ist der „zerrissene Vorhang“ (Matth. 27,51), der das Heiligtum vom Allerheiligsten trennte. Wir Gläubigen des Neuen Bundes sind eine neue Priesterschaft, „ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum“ (1. Petr. 2,9). Durch unseren Hohepriester Jesus Christus (den Messias Jeschua HaMaschiach) haben wir nicht nur einmal im Jahr, sondern allezeit Zugang ins Allerheiligste zum Gnadenthron des Vaters! Was für ein unbeschreibliches Vorrecht!
Der Sabbat ist der Tag der Ruhe. Jom Kippur wird im Hebräischen auch der „Sabbat der Sabbate“ genannt. Ich meine, dies ist eine wunderbare „Zusammenfassung“ des Versöhnungstages:
Wenn durch das Opfer von Jesus unsere Schuld getilgt ist, wir mit Gott wieder versöhnt sind und allezeit frei zu unserem Vater kommen dürfen, dann können wir wirklich zur Ruhe kommen.
Auf Wiedersehen in fünf Tagen am überaus freudigen und feierlichen Laubhüttenfest!

Ursi Schönenberger, Team Fürbitte Ebenezer, Link: www.operation-exodus.org, schreibt regelmässig für den city church blog zum Thema „Jüdische Feste“

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